Der Nachwuchs der Buchbranche ist zu fördern, sonst fehlen in den nächsten Jahren zahlreiche kreative Fachkräfte!

 

Wenn es weniger Fachkräfte gibt, geht es der Branche schlecht. Ideen, Kreativität, Wissen, und Service sind Mangelware. Die Qualität der Produkte sinkt und ganze Einnahmezweige brechen weg. Unternehmen sparen Geld an allen Ecken und Enden. Investitionen werden heruntergefahren, Werbung auf ein Mindestmaß reduziert und Mitarbeiter werden zu geringen Löhnen und in zeitlich eng begrenzten Arbeitsplänen angestellt.

Das muss nicht sein! Wer sein Unternehmen mit den Mitarbeitern und seinen Waren wertschätzt, handelt ganz anders!

 

Von der Ausbildungsstätte ins Berufsleben

 

In mindestens fünf Universitäten in Deutschland werden für die Buchbranche Fachkräfte ausgebildet. Daneben finden sich auch einige Fachschulen. Zwar meist mit wissenschaftlichem Hintergrund und mit weniger praxisbezogenen Aspekten ausgerichtet, werden hier wesentliche Fachkenntnisse vermittelt. Und es steht der Nachwuchs hier nach einigen Semestern oder nach wenigen Jahren schon in den Startlöchern. Sie oder er möchte nicht nur Praktika oder Volontariate über Jahre machen, geschweige denn für 450,00 Euro kassieren gehen. Dafür haben viele nicht studiert! Und wer um die 30 Jahre alt ist, möchte mal etwas ansparen, in den Urlaub fahren oder eine Familie gründen bzw. ernähren.

Schon während des Studiums können die Firmen, die dem Buchgewerbe nachgehen, gezielt nach passenden zukünftigen Mitarbeitern Ausschau halten, praxisbezogene Kurse bzw. Projekte in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Buchwissenschaft anbieten oder in den Praktika die Stärken oder das vielfältige Können mit dem Nachwuchs erarbeiten um sich so qualifiziertes Personal zu sichern! Doch auch wer schon fertig ist, sollte in Zukunft in Form eines Netzwerkes über eine Internetplattform, Veranstaltungen, Newsletter oder E-Mail-Verteilern etc. an der Uni auf dem Laufenden gehalten werden. Aber das ist nicht alles, was zu wissen ist!

Der Nachwuchs der Buchbranche bringt viel Leidenschaft fürs Buch mit, sonst hätten sie ja nicht ein Studium oder eine vergleichbare Ausbildung zum Buch gemacht. Ihnen obliegt die Aufgabe, anderen Menschen die Freude an Büchern und vor allem die Freude am Lesen zu vermitteln! Auch im digitalen Zeitalter von Smartphones, der zahlreichen sozialen Netzwerke und neuer Kommunikationskanäle. Sie entscheiden auch darüber, welche Literatur in Printform für die Nachwelt erhalten bleiben wird. Und das tun wir auch, wenn uns dazu die entsprechenden Werkzeuge in die Hand gegeben werden und wir eine Chance oder Möglichkeit erhalten!

Diese zukünftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Buchbranche sind motiviert, engagiert, kreativ, kommen mit innovativen Ideen daher, bringen frischen Wind mit, zeigen Trends auf oder möchten einfach nur ihrer Leidenschaft für Bücher oder buchnahe Medien nachgehen. Dass Verlage sowie Buchhandlungen an den Lohnkosten sparen, ist auch in anderen Branchen so. Das demotiviert Mitarbeiter und wirft ein schlechtes Licht auf das entsprechende Branchenmitglied.

 

Das Gehalt ist für den Branchennachwuchs wichtig und Service für das Buchunternehmen!

 

Eine angemessene Bezahlung hilft nicht nur der Arbeitgeberseite, sondern auch der Arbeitnehmerseite. Der Arbeitnehmer spricht positiv von seinem Arbeitgeber und von dem Unternehmen, in dem die- oder derjenige tätig ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Aushängeschild einer jeden Firma! Sie präsentieren diese nach innen und vor allem nach außen! Wenn Sie ein entsprechendes Auskommen haben, können Sie auch mehr Bücher kaufen! Auch wer schon Rente bezieht hat mehr und gönnt sich des Öfteren Literatur, anstelle jeden Cent drei Mal umzudrehen, wenn man sich nicht mit wenig Geld immer einschränken muss. Man überlegt sich genau, wofür man sein Geld ausgibt. Die Buchbranche wird leer ausgehen!

Service wird von vielen Unternehmen groß geschrieben und als besondere Leistung herausgestellt. In der Realität bleibt dieser oft auf der Strecke, da zu wenig Mitarbeiter beschäftigt werden oder diese nur während der Öffnungszeiten ihre vielfältigen anderen Arbeiten zu erledigen haben: Ein- und Ausräumen der Regale sowie Schaufenster, kassieren oder saubermachen. Mit dem Kunden können Sie sich nur kurz oder gar nicht beschäftigen, geschweige denn diesen ausführlich und umfassend beraten. Kundenwünsche oder langwierige Anliegen bleiben unerfüllt, da schlichtweg die Zeit fehlt! Wenn man als Kunde Glück hat bekommt man einen Gruß beim Betreten des Geschäftes oder ein „Auf Wiedersehen“ beim Verlassen desjenigen. Kunden frustriert solche Situationen und sie gehen! Oft für immer!

Wenn Kunden gehen, werden keine Empfehlungen mehr für den Laden ausgesprochen, Umsätze bleiben aus und das stationäre Geschäft wird für Firmen zunehmend unattraktiver. Man gibt es auf und wird vielleicht noch im Onlinehandel präsent sein. Was nicht von den Unternehmen bedacht wird ist, dass viele Kundengruppen gar nicht mehr angesprochen werden.

 

Vom Wissen des in Teilzeit arbeitenden Branchennachwuchses profitiert die Buchindustrie!

 

Verlage und auch Buchhandlungen stellen mittlerweile aus branchenfemden Bereichen Mitarbeiter ein. Für Abteilungen wie beispielsweise dem Lektorat in Verlagen existiert keine passende Ausbildung. Kräfte aus dem Einzelhandel werden im Buchhandel eingesetzt. Es wird zwar Wissen anderer Fachrichtungen gewonnen, aber es geht auch Wissen verloren, da der brancheneigene Nachwuchs oft das Nachsehen hat. Gerade sie wissen um die Bedeutung der Verwendung von verschiedenen Schriftarten, welche Beschreibstoffe und Schreibgeräten in Laufe der Geschichte verwendet wurden, auf welche verschiedenen Arten ein Buch gebunden sein kann und aus welchen Bestandteilen es besteht, wie wichtig die Haptik für einen Großteil der Leser ist, welche Herstellungsarten und Drucktechniken es gibt, etc. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Doch Arbeit zu bekommen ist selten ein Glückgriff! In Vollzeit manchmal möglich, aber nicht die Regel. Selbst Teilzeitkräfte, meist Frauen bzw. Mütter, finden schlecht eine feste Anstellung in einem Medienunternehmen. Gerade sie sind auf ein gleichbleibendes und regelmäßiges Einkommen angewiesen, da sie neben dem in Vollzeit arbeitenden Partner einen zweiten Lohn ins Haus bringen, aber gleichzeitig für die Kinderbetreuung außerhalb von Kindertageseinrichtungen oder Schulen mit und ohne Hort und den Haushalt zuständig sind. Enge Betreuungszeiten und fehlende Familienangehörige machen es umso schwerer, dass Frauen eine passende Stelle für ihren fest organisierten Tagesablauf finden. Sie sind fast immer im Nachteil, stecken zurück und nehmen aus der Not heraus oft schlechte bzw. geringfügig bezahlte Arbeit an oder selbstständige Tätigkeiten auf. Muss das sein? Nein!

Im Zeitalter der digitalen Kommunikationstechniken kann man viele Arbeiten von zu Hause aus über einen firmeneigenen Internetzugang erledigen! Warum bieten das die Arbeitgeber nicht für ihre Mitarbeiter mit Kindern und zu pflegenden Angehörigen an? Es ist eigentlich so einfach! Zugriff zum Intranet oder der Homepage des Arbeitgebers ist eine der einfachsten Lösungen den Job auch erledigen zu können, wenn der Arbeitnehmer anderen Verpflichtungen nachzugehen hat. E-Mails und Webseiten bearbeiten, Rechnungen vorschreiben, Korrespondenzen per Telefon oder Videokonferenzen abhalten, Recherchen tätigen, Texte schreiben, Layouts erstellen oder Marketing-, Verkaufs- sowie Werbestrategien entwickeln, etc. Für all das und noch mehr ist es nicht notwendig in die Arbeit zu müssen! Vorteil für den Arbeitgeber ist ein Mitarbeiter, der weniger wichtige Arbeiten liegen lassen muss, weil seine Arbeitszeit vor Ort zu Ende ist. Arbeitsabläufe können besser ineinander greifen oder optimiert werden.

Aber aufgepasst, der Arbeitnehmer setzt den festen Rahmen für seine Arbeitszeit, die er am Tag oder in der Woche bereit ist dem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen. Für Letzteren muss ausgeschlossen sein, davon auszugehen, dass seine Mitarbeiter rund um die Uhr erreich bar sind. Es sind Ruhezeiten und Privatsphäre einzuhalten.

 

Verantwortung abzugeben heißt Mitarbeiter zu halten

 

Ein anderer Lösungsansatz ist es, den Mitarbeitern zu überlassen, dass diese ihre Arbeitszeiten und Arbeitstage innerhalb der vorgegebenen Öffnungszeiten selbst organisieren. Wichtig ist hierbei Vollzeit- und Teilzeitmitarbeiter sowie Praktikanten, Auszubildende und/oder geringfügig Beschäftigte entsprechend der Größe des stationären Geschäftes oder des Unternehmens miteinander tätig sein zu lassen. So kann der Arbeitnehmer besser flexibel eingesetzt werden und gleichzeitig werden familiäre wie persönliche Belange berücksichtigt. Mitarbeiter sind weniger gestresst, erhalten ihre Gesundheit, weisen weniger Krankheitstage auf und erhalten hierdurch auch mehr Eigenverantwortung!

 

Jeder Chef oder Personaler in einem Medienunternehmen sollte gut darüber nachdenken, doch mehr in den Branchennachwuchs zu investieren, anstelle nur Profit zu machen! Sie werden es nicht bereuen! Denn wer die passende Kaufatmosphäre rund ums Buch schafft, die Kultur vor allem der kleinen Buchläden bzw. Verlage pflegt bzw. erhält und gern mit Menschen in Kontakt ist, wird gewinnen. Und die Kunden werden es Ihnen danken!