Dass die Buchbranche digitaler werden muss, ist seit Jahren bekannt, wird aber angesichts der Entwicklungen in 2020 immer notwendiger für jene, die den digitalen Wandel weiterhin ignoriert haben, und ist doch zwingender den je als deutliches Signal zum aktiven Handeln zu begreifen. Allerdings sind nun etliche digitale Wege eingeschlagen worden, die beispielhaft für einen Ideenreichtum stehen, der inspirierend wirkt. Folgende Frage schoss mir hierbei durch den Kopf: Ist wohl eher die Literatur digitaler geworden als es die Buchbranche gerne sein möchte?
Die zweite jährliche große Messeveranstaltung der Buchbranche fand 2020 mit zahlreichen Digitalangeboten weltweit unter dem Namen Frankfurter Buchmesse – Special Edition als eine erfolgreiche Online-Buchmesse statt. Aussteller präsentierten sich digital, es gab verlinkte Präsentationskacheln, Literaturevents wurden gestreamt und viele Webinare für Buchinteressierte sind rege genutzt worden.
Mit der solidarischen Kampagne #ZWEITERFRUEHLING wurde bereits über den Sommer 2020 vom Literaturhaus Frankfurt am Main ein Aufruf an Buchhandel, Literaturveranstalter und Blogger gestartet, die aktuellen Titel nicht als Saisonware kurzweilig zu bewerben, sondern bis zum Sommer 2021 weiterhin darauf aufmerksam zu machen. Darüber hinaus werden mit dieser Initiative Lesungen von Veranstaltern und Autoren gefördert sowie honoriert.
Sowohl der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, als auch die Initiative #ZWEITERFRUEHLING machten sich für den Neustart Kultur stark. Und das auf zahlreichen Kanälen. Besonders Youtube wurde hierfür genutzt, aber auch andere soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram.
Nicht nur in der Buchbranche, sondern auch in der Literaturszene wurde gestreamt, wo es nur möglich war. Das Literarische Colloquium Berlin rief bereits im April 2020 die Podcastreihe weiter lesen ins Leben und das Internationale Literaturfestival Berlin bot seine Veranstaltungen im September 2020 überwiegend online zum Mitverfolgen an.
Seit dem Frühjahr 2020 wurde von einigen Buchhandlungen, Verlagen und Autoren der Webauftritt umgekrempelt und diese präsentieren sich nun in neuem Layout mit erweiterten Funktionen und Angeboten, die vorwiegend online nutzbar sind. Es bewegt sich langsam etwas zum Thema digitaler Wandel und die Buchbranche sowie der Literaturbetrieb sind dabei vertreten. Das ist die Antwort auf meine Frage von weiter oben. Aber manche verschlafen ihn weiterhin. Schade!