Weniger Mainstream, aber Long Tail im Sortiment einer Museumsbuchhandlung

Wir Buchliebhaber wissen, dass eine Buchhandlung nicht wie jede andere Buchhandlung ist. So finden sich in der Comicbuchhandlung überwiegend Comics sowie Mangas und eine Reisebuchhandlung wartet mit Städte- und Landkarten nebst Reiseliteratur im Taschenbuchformat auf. Auch eine Museumsbuchhandlung hat ihr ganz spezielles Sortiment, das zwar auch Mainstream bedient, jedoch eher mit Long Tail, also Büchern und buchnahen Produkten aus der Nische lange seine Kunden begeistert. Die Buchhändlerin Sabine aus dem CEDON MuseumsShop im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg hat mit mir diesen Blogbeitrag gestaltet, um ihre Eindrücke aus ihrer Museumsbuchhandlung zu zeigen. Lest selbst!

Welche Bücher oder buchnahen Produkte gibt es in deiner Museumsbuchhandlung?

Bei uns finden sich viele Steady Seller. Das sind jene Bücher, die wir über Jahre immer und immer wieder gut verkaufen; manche schon seit über 10 Jahren. Andere Werke kommen und gehen. Neue Bücher werden bei uns eigentlich nur im Stapel bestellt, also für die Auslage; das sind mindestens 2 Stück. Einzeln werden Bücher nicht eingekauft. Auch das unterscheidet uns stark von einer normalen Buchhandlung. Wobei wir für einen Museumsladen eine sehr gute Tiefe haben. Viele andere, auch größere Museen haben oft ein deutlich oberflächlicheres Sortiment in ihren Läden. Für die thematische Auswahl in unserer Museumsbuchhandlung erhalten wir regelmäßig viel Lob.

Wir werden von vielen großen, bekannten Verlagen beliefert, aber es gibt auch etliche große, bekannte Verlage, von denen unsere Kunden wahrscheinlich nicht mal ein Buch im Laden finden. Sehr wichtig sind für uns z. B. der Beck Verlag oder Reclam. Kaum bis nicht vorhanden sind im CEDON die Verlage Heyne oder Ravensburger. Darüber hinaus sind viele kleinere Verlage für uns ein wichtiges Aushängeschild, weil sie Bücher herausbringen, die eben nicht überall in Masse vorhanden sind. Dazu gehören Midas und Laurence King. Beides Verlage, die ich vor einigen Jahren noch gar nicht kannte!

Wer vielleicht denkt, dass es bei uns keine Belletristik gibt, der irrt sich. Romane führen wir durchaus. Aber thematisch abgestimmt auf unseren Laden. Es sind viele Biographien darunter, wie über Annette von Droste-Hülshoff oder Carl Spitzweg oder Maria Sibylla Merian, und viele andere mehr. Auch historische Romane haben bei uns einen Platz. Was viele Kunden vielleicht noch nicht wissen: Wir haben aber auch antiquarische Bücher im Shop. Leider sind Bestellungen bei uns aber nicht möglich.

Neben den Büchern, die traditionell keine gute Gewinnspanne erreichen, besteht unser Sortiment auch aus Nonbooks, Karten und Postern. Hier sind die Rabatte deutlich höher und sie helfen uns sehr, uns auf dem Markt zu halten. Kunden schätzen, glaube ich, alle Bereiche zusammen. Bücher bilden den seriösen Grundstock unseres Warensortiments, die Nonbook-Artikel machen Erwachsenen und Kindern Freude und die Karten nimmt man immer wieder gern einfach so mit. Viele unserer Kunden unterschätzen den Aufwand, das Kartensortiment zu pflegen, denn da steckt viel Zeit und Arbeit drin! Aber auch hier bekommen wir viel positive Rückmeldungen. Soweit ich weiß, gibt es in Nürnberg keinen anderen Laden mit einer so großen Auswahl an Karten und Kunstkarten schon gar nicht.

Hinsichtlich der Nonbooks findet sich bei uns eine große Bandbreite an Preisgruppen. Wir verkaufen Lollis für 50 Cent, Schmuck für 200 bis 300 Euro, aber auch Kunst ist für knapp 5000 Euro erwerbbar. Sehr wichtig für uns ist natürlich auch unsere eigene CEDON Kollektion, das ist eine Serie von Papeterieprodukten. Sie prägt sozusagen unser Gesicht.

Welche Art von Kunden kaufen im CEDON des Germanischen Nationalmuseums ein?

Zu uns kommen sowohl Einheimische als auch Touristen. Die meisten Kunden sind Besucher des Museums, aber es ist auch Stammpublikum darunter, das ganz gezielt und ausschließlich unseren Laden ansteuert. Manchmal kommen auch Schulklassen zu uns. Das ist immer ein großer Spaß, denn dann herrscht Chaos pur im Laden.

Obwohl Corona vorbei ist, merkt man immer noch deutlich, dass weniger außereuropäische Touristen unterwegs sind. Im Laufe der Jahre entwickelt man ein Gespür für die Eigenheiten mancher Nationalitäten. Italiener sind chaotisch, Franzosen sprechen oft kaum Englisch, Asiaten zählen immer ganz genau ihr Kleingeld ab oder zücken bei Beträgen von 1 bis 2 Euro die Kreditkarte und so weiter.

Was die Anzahl der Besucher anbelangt, sind wir extrem abhängig vom Museum. Wenn im ganzen Haus viel los ist, läuft es bei uns gut. Ist im Haus mal tote Hose, wird es für uns auch schwieriger Kunden zu bedienen. Läuft eine erfolgreiche Ausstellung, ist unsere Museumsbuchhandlung ein Selbstläufer. Ich kann mich noch erinnern, dass sich während der Dürer-Ausstellung 2012 unser durchschnittlicher Umsatz sogar fast verzwanzigfacht hatte.

Wie oft gibt es Ausstellungsschwerpunkte, zu denen Bücher erworben werden können?

Sonderausstellungen sind im Germanischen Nationalmuseum eigentlich ständig. Dafür werden verschiedene Räume und Flächen vorgesehen, teils in den Abteilungen, teils separiert. Ausstellungen müssen nicht immer groß sein, um viel Publikum zu ziehen. Manche Ausstellungen bieten thematisch viele Möglichkeiten, diese im Laden abzubilden, bei anderen Ausstellungen wiederum ist es schwierig. Die Produkte, die speziell zu einer Ausstellung passen, verkaufen wir nur während diese läuft und auch nur dann, gehen sie gut. Sobald der Bezug fehlt, stagniert natürlich der Abverkauf.

Für uns bieten die Ausstellungen eine gute Chance das Sortiment für einen begrenzten Zeitraum ganz neu zu gestalten. Während der Ausstellung zum Thema Zitrusfrüchte hatten wir z. B. Lemon Curd im Laden, passende Seife und Orangen-Schoko-Riegel. Bei der derzeit laufenden Ausstellung zum Thema Nashorn verkaufen wir Nashörner aus Kunststoff und Porzellan, Gläser, Taschen sowie Tassen mit dem Rhinozeros von Albrecht Dürer.

Einen Katalog macht das Museum eigentlich immer bei großen Ausstellungen. Bei kleineren Ausstellungen hängt es sehr stark vom Kurator ab und auch sehr von der dazu benötigten Zeit und entsprechendem Budget. Ein Buch zu schreiben ist natürlich ein großer Aufwand und wenn der Sammlungsleiter dafür keine Zeit findet oder z. B. keinen Praktikanten hat, schafft er es einfach nicht, einen Ausstellungskatalog zu machen. Das Germanische Nationalmuseum hat noch viele alte Bücher zu den Ausstellungen auf Lager, teilweise reichen diese bis in die 70er Jahre zurück.

Welches ist dein persönliches Lieblingsthema in deiner Museumsbuchhandlung und was begeistert dich im Museumsshop?

Meine Lieblingsthemen sind Mode und Kulturgeschichte. Aber das ist leider ein Bereich, zu dem es nicht so viele Bücher gibt oder diese sind nicht mehr lieferbar.

Was bei uns eine sehr große Rolle spielt, ist die Präsentation der Ware. Unser Anspruch ist: Es muss besonders schön sein! Das ist auch mein Ziel. Dies beruht auf Vorgaben von unseren Chefs, aber auch ehrgeizige Kolleginnen sind immer wieder mit Eifer dabei. Es soll professionell wirken, aber auch ein wenig individuell bleiben. Alle Produkte werden bei uns von erfahrenen Mitarbeiterinnen ausgewählt. Jede einzelne Karte, jedes Buch, jedes Nonbook!

Quelle des Bildmaterials: Sabine Kaul