Wie fange ich mit dem Schreiben an? – Hilfreiche Schreibtechniken und Schreibmethoden

Da der dritte Teil zum Gastbeitrag zu Merte Adam’s Welt des Schreibens noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird, bis dieser fertig ist, findet sich hier ein interessanter Blogbeitrag zu einem ähnlichen Thema.

Jeder, der gerne Geschichten, Gedichte, Romane oder andere Texte schreibt, kennt sicher die eine oder andere Schreibtechnik, um kreativ zu schreiben, Schreibblockaden zu überwinden und sinnvoll sowie geordnet zu formulieren. Welche Schreibmethoden gibt es denn überhaupt? Das habe ich mich selbst gefragt und dachte mir, dass eine Übersicht an dieser Stelle für Schreibinteressierte und Autoren ein informativer Einschub wäre. Ich wünsche deshalb: Viel Freude beim Entdecken der verschiedenen Schreibtechniken!

Brainstorming (von Alex F. Osborn)

Allein oder mit anderen wird beim Brainstorming intensiv über ein Thema oder ein Problem nachgedacht. Hierbei handelt es sich um eine intuitive und durcheinander gewürfelte Ideen- oder Lösungsfindung. Ohne darüber zu diskutieren werden stichpunktartig alle Ideen notiert. Dies kann sehr nützlich sein, um ein Thema zu überblicken. Zudem kann man nachprüfen, ob noch etwas fehlt oder ob sogar eine Recherche notwendig ist. Sie dauert zwischen 5 bis 15 Minuten.

Rapid Writing oder Brainwriting (von Helmut Schlicksupp)

In einer Gruppe oder auch einzeln kann diese spontane Schreibmethode angewendet werden. Ohne das Schreibgerät abzusetzen werden beim Rapid Writing oder Brainwriting Ideen zu einem Themenschwerpunkt zusammengetragen. Dadurch wird ein ununterbrochener Schreibfluss angeregt. Es können nur Wörter, einzelne Wortgruppen, ganze Sätze oder sogar Symbole aufgeschrieben werden. Diese Notizen werden in einer kurzen, selbst festgelegten Zeitspanne gemacht.

Clustering (von Gabriele L. Rico)

Beim Clustering werden Informationen um einen Kernbegriff in der Mitte eines Blattes unstrukturiert und assoziativ notiert. Dabei werden von diesem Hauptwort ausgehend Gedankenstränge bzw. Assoziationsketten gebildet, über die die Einfälle zu einem bestimmten Bereich sichtbar gemacht werden. Hierüber lassen sich die eigenen Gedankengänge visualisieren und es bildet sich eine Art Gedankennetz. Weder wird Kritik geäußert noch erfolgt eine Korrektur zu den notierten Gedanken. Diese Schreibtechnik dauert zwischen 5 bis 10 Minuten.

Mind Mapping (von Tony Buzan)

Über die Schreibmethode des Mind Mappings erfolgt ein zielgerichtetes Zusammentragen von Informationen zu einem Kernwort oder Hauptthema, das wie beim Clustering in der Mitte eines Blattes platziert wird. Von diesem Kerngedanken ausgehend wird eine Untergliederung in mehrere Schwerpunkte oder Teilthemen vorgenommen. Nachfolgende Ideen und Gedanken können übersichtlich den einzelnen Unterpunkten zugeordnet werden. Mit verschiedenen Farben lassen sich Schlüsselworte hervorheben oder es kann jedes Teilthemen eine eigene Farbe erhalten, um eine bessere Übersicht zu erhalten. Diese visualisierte und geordnete Gedankensammlung erleichtert den Anfang des Schreibens erheblich, um Sätze ausformulieren zu können. Außerdem ist Mind Mapping zum Ordnen von vielen Informationen sehr sinnvoll und eignet sich sehr gut zur Erstellung von Figurenkonstellationen.

Concept Mapping (von Joseph Novak)

Eine spezielle Denk- und Schreibtechnik ist Concept Mapping, welches allein oder von mehreren Personen erstellt werden kann. Hierbei wird zu einem Themenkomplex oder einem bestimmten Thema das vorhandene Wissen sichtbar gemacht. Dafür wird ein Themenbereich ganz oben auf ein Blatt notiert, um zu diesem Hauptthema passende und in Bezug stehende Begriffe oder Stichpunkte darunter anzuordnen. Weiter oben wird das allgemeinere Wissen und etwas darunter wird spezielleres Wissen aufgeschrieben. Über das gezielte Zuordnen bilden sich Hierarchien heraus und ganz unten werden Beispiele angegeben. Mit Concept Mapping lassen sich Wissenslücken gut aufdecken.

Listen schreiben

Eine sehr beliebte und auch im Alltag viel praktizierte Schreibmethode ist Listen schreiben. Hierfür werden untereinander Stichpunkte zu einem bestimmten Titel oder Thema aufgeschrieben. Daraus kann sich eine strukturiert formulierte Übersicht von Aufgaben, Abläufen oder Gedanken ergeben. Listen können nur auf eine feste Anzahl an Punkten begrenzt sein oder sogar endlos weitergeführt werden. Sie helfen beim Ordnen von Gedanken und dienen einer raschen Aufnahme von etlichen Informationen.

Freies Schreiben oder Free Writing (von Ken Macrorie und Peter Elbow)

Die Ideen, wie sie zu einem Thema in den Sinn kommen, werden beim freien Schreiben oder Free Writing in Satzform oder als Stichpunkte ohne Wertung hintereinander weg zusammengetragen. Dies kann handschriftlich, wie bei einem Aufsatz, oder maschinenschriftlich an der Schreibmaschine oder am Computer erfolgen. Für letzteres kann der folgende Tipp sehr hilfreich sein, wenn ein paralleles Überarbeiten des Textes in einem Dokument am Computer vermieden werden soll: Einfach die Schriftfarbe auf weiß umstellen, so dass man nicht sieht, was man schreibt. Somit ist ausgeschlossen, dass Rechtschreibung und Grammatik korrigiert werden. Nachdem alles aufgeschrieben wurde, werden die in der Niederschrift enthaltenen Informationen sortiert und in eine entsprechende Textform umgeschrieben. Diese Schreibtechnik sollte zwischen 5 bis 15 Minuten dauern.

Morgenseiten (von Julia Cameron)

Eine recht entspannende Schreibmethode sind Morgenseiten. Direkt nach dem Aufstehen und bevor man in den Tag startet, werden die eigenen Gedanken planlos zu Papier gebracht. Dabei sind alle Gedanken, die einem in diesen Momenten durch den Kopf gehen, vorzugsweise an einem ruhigen Ort aufzuschreiben. Das Schreibgerät sollte während des Schreibens auch bei Denkpausen nicht abgesetzt werden, sondern ist in einer Linie weiter zu führen. Besonders gut gegen Schreibblockaden helfen die Morgenseiten und darüber soll ein regelmäßiges Schreiben gefördert werden. Und bei vorwiegend chaotischen Gedanken kann dieses morgendliche Schreibritual Klarheit und Ordnung bringen. Zwischen 10 und 20 Minuten kann das Schreiben der Morgenseiten in Anspruch nehmen.

Abendseiten (angelehnt an Julia Cameron)

Auch die Abendseiten stellen eine erholsame Art des Schreibens dar. Vor dem Schlafengehen sollte alles aufgeschrieben werden, was einen selbst im Kopf noch auf Trab hält. Das Schreiben hilft die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten, zur Ruhe zu kommen und die eigenen Gedanken zu ordnen. Ideen für Geschichten, Gedichtfetzen oder kurze Sätze zu Erzählungen werden mit dieser Schreibtechnik nicht vergessen. Etwa 5 bis 15 Minuten dauern die Abendseiten.

Tagebuch schreiben

Zu den Klassikern beim Schreiben zählt auch das Tagebuch. In dieses sehr persönliche Notizbuch werden schriftliche Einträge mit einem Datum versehen und sind in einer zeitlichen Reihenfolge geordnet. Bei den Einträgen handelt es sich meistens um persönliche Eindrücke, vorherrschende Emotionen oder am Tag gemachte Erlebnisse. Normalerweise werden täglich oder in regelmäßigen Abständen Niederschriften in ein Tagebuch gemacht. Dem Papier seine Gedanken anzuvertrauen, kann für die Verarbeitung von Problemen sehr hilfreich sein.

Journal Writing

Eine modernere Form des Tagebuch Schreibens ist Journal Writing. Auch hier werden zu den Eintragungen Datumsangaben gemacht. Die Niederschrift erfolgt ebenfalls in chronologischer Abfolge. Allerdings sind die Texte eher von reflektierender Art, denn das innere Erleben steht hier im Vordergrund. Auch die eigene Reflexion und an sich selbst gestellte Fragen dominieren bei dieser Schreibtechnik.

Journaling

Eine ganz spezielle Art des Schreibens ist auch Jouranling. Hierunter fallen Begriffe wie Dankbarkeitsjournal und Bullet Journal. Um mehr Klarheit über seine Ziele, Projekte und Vorhaben zu erhalten, werden diese in schriftlicher Form und/oder über Zeichnungen bzw. Skizzen festgehalten. Vorwiegend dient dies der Selbstreflexion und der Selbsterkenntnis. Journaling mindert zudem Stress und fördert die Kreativität, denn die beschriebenen Notizbücher werden mitunter zu kleinen Kunstwerken. Ungefähr zwischen 5 bis 20 Minuten sollte dafür an Zeit aufgewendet werden.

Therapeutisches Schreiben (von James Pennebaker)

Ungeschönt und auch emotionsgeladen kann die Niederschrift beim therapeutischen Schreiben sein. Es sollen unbewusst beim Schreiben Gedanken, Gefühle und Wünsche zu Papier gebracht werden, die sonst nicht ausgesprochen werden können. Über diese Schreibtechnik lassen sich Probleme bearbeiten oder Lösungen finden, aber auch eine Selbstreflexion stattfinden. Sie hilft bei der eigenen Persönlichkeitsentwicklung und kann dem eigenen Wohlbefinden sehr förderlich sein. An aufeinander folgenden Tagen oder mit größeren Abständen für etwa jeweils 15 bis 30 Minuten kann das therapeutische Schreiben regelmäßig genutzt werden.

Serielles Schreiben

Eine spezielle Form des therapeutischen Schreibens bzw. des assoziativ gelenkten Schreibens ist serielles Schreiben. Dabei wird ein- und derselbe Satzanfang zu einem bestimmten Thema bis zu 20 Mal immer wieder verwendet, der allerdings anders zu Ende geschrieben wird. Die daraus resultierenden Ideen oder Gedanken zu einem Thema oder Text sind sehr vielfältig. Sie lassen sich anschließend besser ordnen und man kann sie hervorragend für das Weiterschreiben verwenden.

Angeleitetes oder gelenktes Schreiben

Beim angeleiteten oder gelenkten Schreiben wird nach festgelegten Vorgaben, Regeln oder Mustern geschrieben. Hierdurch wird das Schreiben eines Textes sehr erleichtert. Bestimmte Kriterien können Bilder, Reizwörter, Zeitangaben oder auch formale Angaben sein. Diese Schreibtechnik dient der Verbesserung von Teilkompetenzen, wie der Ausdrucksfähigkeit, dem Ausbau des Wortschatzes, der Varianz in den Satzanfängen oder einem besser strukturierten Aufbau des Textes. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie Schreibhemmungen mindert.

Autobiografisches Schreiben

Über das autobiografische Schreiben werden kleinere oder größere Abschnitte der eigenen Lebensgeschichte aufgeschrieben. Die eigene persönliche Realität mit ihren gemachten Erlebnissen, Beobachtungen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Ansichtswechseln oder Erfahrungen sowie das Verarbeiten negativer Gefühle sind bei dieser Schreibtechnik wichtige Elemente. Die Recherche in der eigenen Familiengeschichte um Erinnerungslücken zu füllen kann für die Niederschrift hilfreich sein. Während des Schreibens können bestimmte Verhaltensmuster und Lebensthemen herausgefiltert werden. Autobiografisches Schreiben eignet sich sehr gut für ein regelmäßiges Schreibtraining.

Exzerpieren und Paraphrasieren

Über das Exzerpieren werden fremde oder eigene Texte zu ihrer Fragestellung oder Haupthandlung untersucht. Dabei werden Sinnabschnitte zusammenfasst und wichtige Aussagen aus den Originaltexten herausgezogen. Relevante Textabschnitte oder Zitate können für das eigene Schreiben von Bedeutung sein. Prägnante Sätze oder Textpassagen aus anderen Texten werden in der eigenen Niederschrift paraphrasiert wiedergegeben, das heißt mit eigenen Worten kürzer oder länger gefasst aufgeschrieben. Aber auch wörtliche Zitatangaben können über festgelegte Kriterien mit Bezug zum Original als Quellenangabe im eigenen Text Verwendung finden.

Gliederung oder Outlining

Gliederung oder Outlining sind für eine feste Struktur in Texten verwendbar. Vor dem eigentlichen Schreiben werden zuerst für den Text oder zu verschiedenen Themen ein Aufbau bestimmt und mehrere Zwischenüberschriften formuliert. Anschließend werden in die einzelnen Abschnitte und/oder unter die Teilüberschriften in Stichpunkten die wichtigen Aspekte hineingeschrieben. Von den allgemeinen bis hin zu den konkreten Gesichtspunkten ist die Gliederung zu erstellen. Diese Schreibmethode ist für das Beibehalten eines roten Fadens in einer Geschichte oder einer Argumentation sehr hilfreich.

Schneeflockenmethode (von Randy Ingermanson)

Die beste Schreibtechnik, um Geschichten oder Romanen zu verfassen, ist die Schneeflockenmethode. Der Grundgedanke hierbei ist ein gezieltes Abarbeiten in verschiedenen Schritten, die aufeinander aufbauen. Zu Beginn wird ein prägnanter Kernsatz formuliert, der den Text genau beschreibt. Weitere fünf Sätze dienen anschließend einer groben Zusammenfassung der Handlung mit ihren wesentlichen Wendepunkten. Des Weiteren werden in wenigen Sätzen für jede Figur in der Erzählung kurz und prägnant die wichtigsten Eigenschaften und ihre Bedeutung für die Geschichte zusammengefasst. In einem nächsten Schritt ist auf einer Seite die Handlung auszuformulieren. Nun wird jede Haupt- und Nebenfigur auf einer Seite hinsichtlich des Charakters und der Motivation näher beschrieben. Danach ist die Handlung ausführlicher und detaillierter auszuführen. Nun erhalten die Figuren eine eigene Biografie, in der sie weiter ausgearbeitet werden, und eine Liste oder Übersicht zu den einzelnen Szenen ist noch zu erstellen. Ist dieser Schritt erledigt werden entweder ein Absatz, eine Szene oder ein Kapitel grob skizziert, um diese so lange umzuschreiben und auszuschmücken, bis alles stimmig ist. Zum Schluss kann die Geschichte vollständig von Anfang bis Ende fertig niedergeschrieben werden.

Ich hoffe, mit dieser Zusammenstellung dem einen oder anderen interessierten Schreiber oder Leser einen kleinen Werkzeugkasten für das Verfassen eigener Texte mitgeben zu können. Viel Erfolg beim Ausprobieren!