Merte Adam‘s Welt des Schreibens

Teil 2: Welche Schreibmaterialien verwende ich für meine Notizbucheinträge?

Schon im letzten Blogbeitrag hat Merte Adam einen Stoffbeutel mit ihren Schreibmaterialien erwähnt. Deshalb wird sich dieses Mal alles um die von ihr verwendeten Schreibutensilien drehen. Viel Spaß beim Lesen!

Ganz wichtig zu wissen, wie aus Teil 1: Sie möchte mit den genannten Firmennamen keine Werbung machen und weist darauf hin, dass alle zum Schreiben verwendeten Materialien von ihr selbst gekauft wurden.

Gastbeitrag von Merte Adam

Mein Schreibbeutel für unterwegs:
Wie schon gesagt, der Beutel für meine Schreibmaterialien ist selbstgenäht und trägt mittlerweile deutliche Gebrauchsspuren. Er ist sozusagen mein täglicher Begleiter. Er wandert immer in die jeweilige Tasche, mit der ich gerade unterwegs bin.
Ich habe ihn vor Jahren aus einem Tischset genäht. Damit der Beutel die richtige Höhe hat, habe ich den unteren Teil von ca. 8 cm abgeschnitten und davon zwei Einstecktaschen vorne aufgenäht für alle Stifte und das Lineal. So ist jederzeit alles griffbereit. Den oberen Rand musste ich schon mal verstärken, weil er ausgefranst war. Bei Gelegenheit wird wohl mal ein Neuer von der Nähmaschine hüpfen müssen.
Natürlich kann man für die Stifte etc. auch die schlanken Mäppchen verwenden, die mit einem breiten Gummi am Notizbuch befestigt werden können.
Dieses rosa Mäppchen unten rechts auf dem oberen Bild ist aus Leder, das Gummiband zur Befestigung sieht man nur am oberen Rand. Ich habe es vor ein paar Jahren bei Karstadt gekauft.
Oder man näht sich selbst etwas Passendes, das wird den eigenen Bedürfnissen wohl am ehesten gerecht.

Mein Stiftemäppchen entstand aus einem Rest Polsterstoff.

Mein Schreibgerät Nr. 1:
Am liebsten schreibe ich mit Füller. Füller gleiten schneller und mit weniger Kraftaufwand über das Papier als zum Beispiel Kugelschreiber. Wer viel schreibt, weiß das zu schätzen.
Mein persönliches 1. Gebot für Füller lautet: Damit schreibe nur ich! Wenn jemand anderer damit geschrieben hat, merke ich als Vielschreiber sehr schnell, dass dies mein eigenes Schreiben verändert bzw. beeinflusst. Ich leihe zum Ausprobieren gerne einen aus meiner Sammlung, der gerade nicht im Gebrauch ist. Aber die drei, mit denen ich aktuell arbeite, die sind für jeden anderen tabu.
Zuerst kramte ich meine alten Schulfüller raus. Damit war ich nicht lange zufrieden. Ich begann daraufhin andere Hersteller auszuprobieren: Faber-Castell, STAEDTLER, Kaweco, LAMY, Geha, Pelikan, usw. Die Aufzählung ist willkürlich und dem Angebot geschuldet, das vor Ort, also in Nürnberg, im Fachhandel geführt wird; ebenso meinen Finanzen, denn diese Mittel sind begrenzt.
Der Kauf eines guten Füllers ist Vertrauenssache. Eine persönliche Beratung ist mir wichtig; ebenso ausführliches Ausprobieren, mit welcher Feder ich am liebsten schreibe. Das finde ich nur in einem Fachgeschäft vor, bei gutem Fachpersonal.
Einen guten Füller hat man viele Jahre. Es kommt vor, dass im Laufe eines Füllerlebens eine Reparatur oder ein Ersatzteil erforderlich wird. Und ein guter Füller kostet gutes Geld. Und das gebe ich wohlüberlegt aus.
Mein erster Markenfüller stammte von Faber-Castell, aus edlem Kirschholz. Ich habe allerdings sehr bald festgestellt: schön ist nicht immer auch praktisch für einen Vielschreiber wie mich. Mein Handgelenk beschwerte sich relativ schnell. Der Grund dafür ist simpel: der Füller war zu schwer.

Mein Fazit: Füller aus edlen Hölzern oder Metall sehen wunderbar aus, solange sie nur auf dem Schreibtisch liegen. Wer täglich mehrere Stunden damit schreibt, verliert schnell den Spaß daran.

Ich begann die Füller zu wiegen. Die Füller auf dem nachfolgenden Foto wiegen zwischen 9 g und 26 g.

Mit der Zeit kristallisierte sich raus, was für mich am besten funktionierte. Ich stieg um auf leichtere Modelle (aus Edelharz, wie die von STAEDTLER oder das Modell Ondoro von Faber-Castell, deren Federn austauschbar sind).
Ich persönlich bevorzuge Füller zum Zuschrauben, weil ich sie häufig öffne und schließe. Bei Füllern mit Steckkappe ging dadurch immer wieder die Dichtung kaputt. Manche Hersteller tauschen sie glücklicherweise kostenlos aus. Doch einmal musste ich 40 Euro für eine neue Kappe bezahlen, obwohl ich nur eine neue Dichtung gebraucht hätte.
Ich schreibe am liebsten mit einer Feder mit der Breite EF, maximal noch Breite F. Der Grund: Ich habe eine kleine Schrift und ich mag ein krakeliges Schriftbild.
Übrigens: Die Angaben der Federbreite EF, F, M oder B sind keine Normangaben. Auch das ist für mich ein Grund, gutes Schreibgerät nie Online zu kaufen, sondern in einem guten Fachgeschäft vor Ort. Ich möchte die Füller ausprobieren, sehen, mit welcher Federbreite mir mein Schriftbild am besten gefällt und mit der ich flüssig schreibe.

Die Füllersammlung, von links nach rechts auf dem Foto mit den Füllern:

  • Der Reisefüller von Kaweco: Bei diesem steckt man die Kappe als Verlängerung auf, um bequem damit schreiben zu können. Er hat nur Platz für eine kleine Patrone. Dafür passt er problemlos in die Hosentasche. Ich habe ihn gerne draußen dabei mit dem DIN A6 Notizbuch. Er wiegt nur 9 g.
  • Der Kirschholzfüller von Faber-Castell: Er ist wunderschön, doch mit 26 g zu schwer für mich.
  • Schulfüller von Faber-Castell: Mit 7 g die Leichtgewichte, die ich mir in mehreren Farben gekauft habe, weil ich auf Reisen gerne Tinte in mehreren Farben dabeihabe. Zu den von mir verwendeten Farben sage ich bei den Tinten mehr.
  • Noch ein Füller von Faber-Castell: Er hat ein Gewicht 12 g.
  • Metallfüller von LAMY: Mit 9 g ebenfalls ein Leichtgewicht, das gut in der Hand liegt.
  • Füller Ondoro von Faber-Castell: Er ist aus Edelharz und hat ein Gewicht von 13 g. Mit ihm habe ich in den ersten Jahren geschrieben. Durch die Hexagonform bleibt er an Ort und Stelle liegen. Das Einzige was mich daran störte, war die Steckkappe. Die Dichtung war in 5 Jahren zweimal kaputt. Faber-Castell hat sie jedoch kostenlos ersetzt.
  • Edelharzfüller von STAEDTLER: 12 g schwer. Damit schreibe ich seit einigen Jahren und bin sehr zufrieden. Er hat einen Schraubverschluss und liegt gut in der Hand. Durch das breite Ende der Kappe kann ich ihn aufrecht hinstellen, was ich sehr schätze.

Und nun zu meinem Lieblingsthema, den Tinten:
Ich gebe es gerne zu, ich liebe bunte Tinten.
Leidenschaftlich!
Und ich liebe die wunderschönen Gläser. Bei mir tummelt sich eine große Auswahl davon, die meisten schon verschrieben. Da ich wirklich viel schreibe, rechtfertige ich damit auch meine vielen Farben.

Ich verwende nur deckende Tinten. Beim Schreiben mit einer EF Feder kommen durchscheinende oder schimmernde Tinten überhaupt nicht zur Geltung Diese sind eher für die Kalligrafie geeignet oder wenn jemand mit M oder B Feder schreibt.
Grundsätzlich muss man bei allen Tinten darauf achten, dass sie für Füller geeignet sind. Wenn die Tinte zu dickflüssig ist, verklebt sie den Tintenleiter. Unter Umständen ruiniert man sich damit den Füller. Das ist der Grund, warum ich meine Tinten nur bei bekannten Marken kaufe.
Auf Mittelalter- und Handwerksmärkten findet man gelegentlich auch Verkäufer von selbst hergestellten Tinten. Diese sind meist NUR für Kalligrafen geeignet. Mit einem Federhalter kann man eine weit breitere Vielfalt von Tinten verschreiben, als mit einem Füller.
Und, ich führe – ja, ich weiß, dekadent – ein Tintenbuch. Darin bekommt jede Farbe eine Seite, mit dem Anschaffungstag, dem Preis, der Menge, dem Namen der Farbe, verschrieben von bis und natürlich ein kurzer Text, damit man die Farbe gut beurteilen kann. In diesem Buch schreibe ich mit Glasfeder zum Ausprobieren der Tinten.
Erst wenn ich weiß, dass ich diese Tinte dann in den nächsten Wochen und Monaten verschreiben werde, reinige ich den Füller von der vorherigen Tinte und fülle die Großraumpatrone mit der neuen Farbe.

Einige der Tinten, die ich bisher verschrieben habe:

  • Iroshizuku aus Japan: Verschrieben habe ich „Momiji“ und „Yama-Budo“. Es sind unglaublich satte Farben, definitiv den Preis wert.
  • Pelikan: Verschrieben habe ich „Ruby“. Wunderbare Farbe und sehr gut lesbar.
  • Standardgraph: Hier habe ich verschiedene Farben ausprobiert. Manche waren mir „zu dünn“, also zu wenig deckend. Doch da sind die Vorlieben verschieden. Ich schreibe bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, da muss für mich eine Tinte gut lesbar sein.
  • Montblanc: Für mich die beste Qualität. Verwendet habe ich die „Lavender Purple“, die es leider nicht mehr gibt, und die dokumentenechte „Midnight Blue“.
  • Herbin: Vor Jahren gab es im Internet Sets mit jeweils vier kleinen Fläschchen, z. B. in Blautönen, Rottönen und Grüntönen. Damals habe ich mich durch viele Farben durchprobiert. Eine meiner Lieblingsfarben, die ich beim ersten Glas wegen des Namens kaufte, war Poussière de Lune (der deutsche Name ist Mondstaubviolett).
  • Rohrer & Klingner: Verschrieben wurde von mir „Alt-Goldgrün“. Rohrer & Klingner stellt auch eine echte Eisengallustinte her.
  • Caran D’Ache: Wenn hier die Farbe heißt „Hypnotic Turquoise“, dann kann man sich darauf verlassen. Geschrieben habe ich mit „Amazonas“, einem satten Smaragdgrün und „Sunset“, einem glühenden Rot.
  • Schacht & Westerich: Mir gefiel der witzige Name für die Tinte „Hamburger Pfeffersack“. Die Farbe ist ein warmes Braun.
  • DE ATRAMENTIS: Es sind wunderbare Farben und eine wunderbare Qualität. Verschrieben habe ich „Tulpenrot“, „Orientrot“, „Aubergine“ und mehrere andere Farben.
  • Faber-Castell: Verschrieben habe ich die Tinten „Turquoise“, „Garnet Red“, „Burned Orange“ und „Violet Blue“. Die Tinten von Faber-Castell haben eine gleichbleibend hohe Qualität.
  • Kaweco: Verwendet habe ich die „Ruby Red“ und ich war sehr zufrieden damit.
  • DIAMINE: „Oxblood“ und „Red Dragon“ habe ich bisher verschrieben. DIAMINE stellt Tinten her seit 1864, die Tinten haben eine hohe Qualität und wundervolle Farben.

Bei jeder Firma war ich mit der Qualität sehr zufrieden. Ich hatte eigentlich nur ein einziges Problem: Die Qual der Wahl, mich für eine Farbe zu entscheiden. Hier einige meiner Tinten, bei denen alleine die Aufmachung der Tintengläser schon jede Sünde wert ist (Bilder 9).
Die Frage nach meiner Lieblingstinte? Ich könnte sie nicht beantworten. Es sind zu viele und hängt von vielen Faktoren ab. Nach dem tristen Winter muss es ein frisches Grün sein, im Sommer kühle Blautöne, im Herbst Beerenfarben, im Winter darf es gerne etwas für die gute Laune sein, leuchtendes Orange etwa, abwechselnd mit knallig hellem Türkis. Rote Tinten gehen bei mir immer. Hin und wieder braucht es einen Gegenpol, ein tiefes Türkis zum Beispiel oder ein sattes Violett.

Man findet im Internet für fast jede Tintenfarbe Schriftproben, wenn man mit dem Namen der Tinte nach Ink Color Cards sucht.

Z. B. hier bei Penoblo:
https://www.penoblo.de/products/diamine-tintenglas-150th-anniversary-40-ml-purple-dream?gclid=CjwKCAjw38SoBhB6EiwA8EQVLrl-TlEUp2o_lbkzg8pgWHmuR-CCGZOK0kwNGUVID9A314KtpaLFjBoCcQ4QAvD_BwE

Oder hier bei Fountain Pen Pharmacist:
https://fountainpenpharmacist.com/blog/2019/10/02/ink-review-6-j-herbin-poussierre-de-lune

Eine ausführliche Erklärung zu Ink Color Cards oder Schreibproben kann man sich bei Penoblo ansehen:
https://blog.penoblo.com/schreibkultur/ink-color-cards-tintenfarben/

Meistens arbeite ich mit drei Farben, also drei Füllern. Zurzeit sind das „Garnet Red“ (ein dunkleres Rot), „Burned Orange“ (mittelkräftig und sehr leuchtend) und „Turquoise“ (ebenfalls eine kräftige, leuchtende Farbe); alle drei von Faber-Castell.

Ich fülle meine Tinte selbst auf. Einwegpatronen verursachen unglaublich viel Plastikmüll und die Auswahl an Tintenfarben ist hier zudem eingeschränkt. Die Vermeidung von Plastik ist mir auch im Alltag wichtig. Deshalb verwende ich Großraumpatronen, die ich mit einer Spritze wieder befülle.

Meine weiteren Schreibgeräte aus meinem Schreibbeutel:

  1. Druckbleistift mit Minen 0.5 und 0.7 mm der Marke Faber-Castell und STAEDTLER. Mit beiden bin ich sehr zufrieden. Zeichnungen, die unterwegs in meinen Schmierbücher entstehen, fertige mit dem Druckbleistift an. Gefallen mir die Proportionen oder die Perspektive nicht, kann ich die Bleistiftlinien leicht wegradieren und nochmal überarbeiten. Bin ich mit der Skizze zufrieden, spure ich die Linien mit dem Füller nach. Selten verwende ich dafür Fineliner.
  2. Ich nutze Bleistifte mit Härte HB von STAEDTLER oder Faber-Castell.
  3. Fineliner verwende ich wenig, deshalb habe ich nur die Farben Rot, Schwarz, Blau und Grün.
  4. Beim Kugelschreiber ist mir die Marke egal, weil ich ihn nur gelegentlich im Schmierbuch verwende.
  5. Ein biegsames Lineal zum Unterstreichen von Überschriften, für Trennlinien zwischen den verschiedenen Themen im Notizbuch, in Skizzen, zum Anlegen eines Zeitstrahl für Erzählungen oder andere Zwecke. Nachdem ich zwei Lineale zerbrochen hatte, kaufte ich ein biegsames, welches nun schon mehr als ein Jahrzehnt die Strapazen erträgt. Es gibt sie bei Aldi im Set, meistens am Schulanfang.
  6. Radierer nehme am liebsten zum Aufstecken, denn sie passen auf die meisten Stifte. Es gibt sie im Doppelpack von Faber-Castell (Foto siehe unten).
  7. Einen Spitzer mit Behälter, damit man unterwegs nicht erst einen Abfalleimer suchen muss.
  8. Mehrere Trocken-Textmarker (das sind dünne Farbstifte in Neonfarben) in verschiedenen Farben zum Anleuchten von Textstellen.

Damit haben wir die „materiellen Zutaten“ des Schreibens besprochen, so wie ich sie nutze.

Im nächsten Beitrag zeige ich einige Möglichkeiten, wie man das Notizbuch so führen kann, dass man, wie aus einer Vorratskammer oder aus einem Steinbruch, immer wieder neue Ideen für Geschichten gewinnt.

Lieben Dank Merte für deinen ausführlichen Einblick in deine Welt der Schreibmaterialien. Ich freue mich schon auf den kommenden Blogbeitrag mit vielen Anregungen und tollen praxisnahen Beispielen, wie du aus deinen Notizen wahre Geschichtenschätze hebst. Lest auch wieder den nächsten Blogbeitrag zu Merte Adam’s Welt des Schreibens!

Quelle des Bildmaterials: Merte Adam