Die Blogger mit den Büchern

Mich faszinieren als Buchwissenschaftlerin die zahlreichen Buchblogs seit einigen Jahren, denn sie stehen für individuelle Lesermeinungen und anspruchsvollen Content auf hohem Niveau abseits des Mainstreams. Da ich seit Mitte 2020 die Idee zu diesem Blogbeitrag hatte, wollte ich unbedingt gefragte Buchblogger zu Wort kommen lassen. Deshalb gibt es ein superriesiges Dankeschön für Franziska Kurz mit ihrem Blog Franzi liest (https://franzi-liest.de/wp/) und Daniela „Brösel“ Kaiser von Brösels Bücherregal (https://www.broesels-buecherregal.de/), deren Meinung ich hier mit einfließen lassen durfte. Also freut euch auf die beiden Buchbloggerinnen, die Einblicke in einen kleinen, aber bedeutenden Bloggerkosmos geben!

Buchblogger und Literaturblogger machen Lust auf mehr Lesen! Sie schreiben über Neuerscheinungen, bringen neue wie alte Titel ins öffentliche Gespräch, wandeln in speziellen Genres umher, rezensieren im Monat um die 10 gelesene Bücher, präsentieren ihre persönlichen Leselisten auch auf Youtube, berichten über ihre Leseerfahrungen und veröffentlichen ihre selbstgeschriebenen Werke. Dabei haben sie immer ihre Leidenschaft vor Augen: Die Liebe für Bücher und die Begeisterung für die Literatur, so wie es bei Franziska der Fall ist. Ein Leben ohne die Welt zwischen den Buchdeckeln, können sie sich nicht vorstellen. Gleichfalls ein Vorbild mit dem Buchbloggen für andere Leser zu sein, macht Daniela sehr stolz. Das sehe ich genauso.

Ein Buchblogger oder ein Literaturblogger oder ein Messeblogger oder ein Buchvlogger?

Was unterscheidet einen Buchblogger vom Literaturblogger? Mehr als einmal ging mir diese Frage, während ich an diesem Blogbeitrag geschrieben habe, durch den Kopf. Eigentlich gibt es keinen Unterschied, da das Wort Literaturblogger nur ein weiteres Synonym für Buchblogger ist. Dennoch ist mir bei meinen Recherchen aufgefallen, dass es überwiegend Buchblogger gibt, die über verlegte Titel schreiben und nur ein geringer Teil, die eigenen literarischen Schöpfungen vorstellt.

Ein ganz normaler Buchblogger sucht sich seine Bücher für seinen Blog selbst aus oder arbeitet mit Autoren für die Erstellung von Rezensionen zusammen. Er oder sie kann sich darüber hinaus bei den Verlagen anmelden, um sich über deren neue Titel zu informieren bzw. zu schreiben, um kostenlose Leseexemplare zu erhalten oder um auf interessante Events eingeladen zu werden. Wer über die neuen Verlagserscheinungen einen Beitrag verfasst, verdient meistens kein Geld. Hin und wieder entsteht eine Zusammenarbeit oder eine kleine Kooperation. Franziska hat dies bereits mit Buchrevier und Marie’s Salon du livres machen dürfen und bei Daniela waren es Sarah von pinkfisch.net, Marina von nordbreze.de, Damaris von damarisliest.de, Trude von literaturpower.de und ebenso Tilman von 54books.de.

Füreinander zu werben ist das Resultat solch einer Partnerschaft, die manchmal sogar mit der Übersendung von Buchboxen, Büchern oder E-Books gewürdigt wird bzw. mit einem geringen Honorar vergütet wird. Daniela meinte dazu: ‚Allein mit der Digitalisierung und Social Media erkennen auch Verlage, Agenturen und Autoren das Potenzial und den Mehrwert für eine (bezahlte) Zusammenarbeit über freie Rezensionsexemplare hinaus.‘ Einige wenige Buchblogger dagegen bloggen für eine Buchhandlung auf deren Webseite, um die Kunden gezielt auf bestimmte Titel aufmerksam zu machen. Manche bloggende Buchliebhaber nutzen zudem Affiliate-Programme, die sogar von Buchhandlungen angeboten werden.

Und die Buchmesseblogger? Na, das sind auch Buchblogger, die für einen Verlag auf den großen Buchmessen unterwegs sind und ihre Eindrücke in den sozialen Netzwerken verbreiten. Der Carlsen Verlag ist da einer der großen Verlage, die Messeblogger gezielt suchen. Buchvlogger legen regelmäßig ihren Followern auf Youtube oder Instagram ihre Buchlieblinge ans Herz. Mit Patreon ist es ihnen sogar möglich, Nutzer dazu zu bewegen, für Content zu Videos oder Textbeiträgen ein kleines Entgelt zu erhalten, dessen Höhe gestaffelt nach drei eingestellten Angeboten wählbar ist.

Buchblogger folgen auch anderen Buchbloggern bzw. Buchvloggern

Begeisterung, Leidenschaft, Inspiration und Euphorie gehören dazu, wenn Buchblogger treue Leser haben und sogar selbst anderen Buchbloggern bzw. Buchvloggern in den sozialen Netzwerken folgen. Das gewisse Etwas wie ‚Persönlichkeit, Begeisterungsfähigkeit, eine klare Linie‘ ist für Franziska wichtig. Bei Daniela dagegen, da ‚sollte der Buchgeschmack ein ähnlicher sein‘ und der Buchblogger braucht ihrer Ansicht nach eine gewisse Portion Überzeugung sowie ‚eine stimmige Bildsprache‘. Ich denke, dass gerade das Storytelling ein immer bedeutenderes Handwerkszeug für einen guten Buchblogger ist. Allein mit Wörtern jemanden mitreißen zu können, erfordert ein besonderes Gefühl, die richtige Sprache zu finden und anzuwenden. Aus dem persönlichen Nähkästchen zu plaudern, erzeugt beim Leser eine gewisse Nähe und macht den Buchblogger sympathischer.

Die bekannteste Buchbloggerin und Buchblogger als Gewinner

Buchblogger sind weiblich. Zwar gibt es auch den einen oder anderen männlichen Vertreter, doch die Mehrheit ist unter den Frauen auszumachen. Die wohl bekannteste unter ihnen ist Karla Paul. Sie hat schon für die großen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten und für etliche Zeitschriften auf Buchempfehlungen verwiesen. Wer seine Leser begeistern will, braucht einige wichtige Fertigkeiten: So sieht Franziska dies in der Struktur der geschriebenen Texte mit einer Einleitung, dem Inhalt, Vergleich zu anderen Titeln, den vorgestellten Protagonisten oder dem verwendeten Stil.

Literatur- bzw. Buchpreise abgeräumt? Unter Buchbloggern ist dies seltener der Fall als unter Fashionbloggern, doch es gibt sie. Der Buchblog-Award, der seit 2017 existiert, ist der reichweitenstärkste Buchbloggerpreis. Bereits 2016 wurde Das Debüt ins Leben gerufen, der vorrangig debütierende Romanschreiber ehrt.

Buchblogger auf Youtube, Instagram, Pinterest und Tik Tik

Buchblogger eroberten nicht nur Facebook, sie tummeln sich mittlerweile auch auf Youtube, Instagram (hier ist es in erster Linie Bookstagram) oder Pinterest und auch neuerdings auf Tik Tok. Jedes einzelne Soziale Medium hat seine eigenen Vorzüge. Auf Facebook lassen sich ebenso wie auf Instagram Gruppen bilden, Youtube bietet im Gegensatz zu Tik Tok das Veröffentlichen langer Videos an, auf Instagramm und Pinterest lässt man Bilder für sich sprechen, Youtube sowie Instagram ermöglichen Abos von Kanälen und bei Facebook und Istagram kann man mit Hashtags # auf Bücher aufmerksam machen. Über diese sozialen Netzwerke sind sie eng mit den Bücherratten verbunden bzw. in Kontakt. Netzwerken und eine Community zu begeistern, den Funken für die Euphorie für Bücher überspringen zu lassen und authentische Leseerlebnisse zu teilen, das ist Buchbloggen und macht einen echte Buchinfluencer aus. Der Austausch mit seinen Followern macht diese facettenreiche Art des Bloggens so spannend. Und dieser Meinung ist ebenso Franziska, denn mit einer großen Gruppe über ein Lieblingsthema zu quatschen, ist faszinierend. Dabei ist ihr die Diskussion mit Gleichgesinnten zum Thema Markenwerdung auf der Leipziger Buchmesse 2018 noch gut im Gedächtnis geblieben.

Über eine Buchbloggerin bin ich vor einer ganzen Weile auf den Begriff SuB, der ein Stapel ungelesener Bücher bedeutet. Meine Recherchen dazu brachten mich auch zu SaB, für einen Stapel angelesener Bücher, und LiB, für Liste interessanter Bücher, die sowohl gelesene als auch ungelesene Titel meinen. Alle drei Begriffe stehen für eine Leseliste. Die eigenen persönlichen Leselisten vorzustellen, funktioniert besonders gut über Youtube. Die Buchvlogger sind hier recht einfallsreich unterwegs, angefangen von Video-Tagebüchern bis hin zu Lese-Challenges. Ab und an schaut sich auch Daniela andere Buchvlogger, darunter Kathy von AnotherGreatEtc, die ‚ihre Bücherliebe in wundervollem Englisch zeigt‘.

Das Pinnen von Buchempfehlungen oder Leselisten auf Pinterest ist meiner Meinung nach eine der erfolgreichen Möglichkeiten auf sich und seinen Buchgeschmack in visueller Form aufmerksam zu machen. Bei Instagram ist dies zwar in einer anderen Neue Impulse und Ideen zu geben, dass selbst einfache Bilder ohne Worte für die Vielfalt des Lesens sowie für die Welt der Bücher sprechen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Ich habe mich schon oft dabei ertappt, wie ich ein Wahnsinnsbild nach dem anderen entdeckt habe. Immer wieder fällt mir dabei auf, dass die qualitativ hochwertigen Fotos, Zeichnungen oder Graphiken von derart überzeugender Kreativität sind, dass man es selbst nachmachen möchte oder eigene künstlerische Ideen entwickelt.

Zuhören will gelernt sein!

Buchblogger verführen uns zum Lesen, ob es nun analog oder digital ist. Für einen Buchblogger ist es daher wichtig gelesen zu werden, aber genauso wichtig ist das Zuhören und das Feedback. Die Bestätigung von aufmerksamen Lesern macht einen Buchblogger stolz. Das merkt Daniela auch an. Und sie wird sich gern an den Vortrag beim Carlsen Verlag in 2016 erinnern, bei dem sie aus ihrem Dasein als Literaturbloggerin berichten durfte.

Allein die Wertschätzung und Würdigung der Arbeit und der Vermittlung rund um das Lesen sowie die Literatur zeigt, wie bedeutend diese in unserem Alltag und Leben sind. Man sollte sie nicht als Selbstverständlichkeit abtun oder ignorieren. Des Weiteren sollte eine Zusammenarbeit zwischen Bloggern oder Autoren auf gegenseitigem Respekt und Anerkennung fußen und weniger in Forderungen oder zu hohen Erwartungen enden. Denn Buchblogger liefern ihren ganz eigenen und bedeutenden Beitrag zur Lesevermittlung und sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Autoren und Lesern!