In der Buchbranche gibt es zahlreiche kreative Köpfe, die ihre Fans haben. Auch für den, der mit Buchtexten zu tun hat, ist Kreativität ein wichtiger Bestandteil bei der Schaffung von Literaturwerken. Für diese Buchbranchenteilnehmer sind Fans, Kunden und Leser wichtige Unterstützer. Um Büchermacher und Fans zusammenzubringen können nicht nur Facebook, Instagram und TikTok, sondern auch Patreon eine wichtige Plattform sein. Der Social-Payment-Service-Anbieter bietet Kreativen aus den unterschiedlichsten Branchen die Möglichkeit über zu monatliche Abomodelle in unterschiedlicher Bezahlhöhe eine etwas andere Kundenbindung aufzubauen, die persönlicher ist und mehr Spielraum für neue Ideen liefert. Der kleine Verlag Torsten Low mit seinen literarischen Werken der Phantastik ist seit 2024 auf Patreon zu finden und Torsten Low erzählt nachfolgend über ein kleines Interview, welche Erfahrungen er als Verlager gemacht hat.
Wie bist du auf Patreon aufmerksam geworden und welches Potential hast du in dem Social-Payment-Service-Anbieter für deinen Verlag gesehen?
Ich habe schon vor ein paar Jahren von Patreon gehört, und folge auch tatsächlich den einen oder anderen Autoren dort. Grundsätzlich habe ich mich da ursprünglich gar nicht gesehen – ich vergesse selbst immer wieder, dass ich ja durchaus auch schreibe. Allerdings schwärmte mir auf irgendeiner Con jemand von Patreon vor – schloss aber sogleich aus, dass es was für mich wäre, denn … ich bin ja Verleger, kein Künstler, kein Autor.
Wenn ich etwas überhaupt nicht leiden kann, ist es, wenn jemand meint, entscheiden zu wollen, was für mich funktionieren kann und was nicht. Bin Wasserzeichen Stier – und manchmal will ich dann halt auch mit dem Kopf durch die Wand. Also habe ich mich nach der Con hingesetzt und habe ein Konzept entwickelt. Wer bin ich, was kann ich eigentlich und was könnte für andere interessant sein. Und mit diesem Konzept bin ich dann gestartet.
Was ist zu beachten, wenn man sich als Buchbranchenteilnehmer auf der Mitgliederplattform für Kreative und Künstler einen Account einrichten möchte?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, zuerst sollte man sich wirklich genau überlegen, was man auf dieser Plattform für einen Content liefern möchte und wie viel Zeit man dafür braucht. Das unterschätzt man leicht, denn die meisten erwarten auf dieser Plattform eigentlich etwas, was du als Künstler so in der Form noch auf keiner anderen Plattform anbietest. Seien es nun Geschichten, die man exklusiv geschrieben hat oder irgendwelche Projekte, die ausschließlich für diese Plattform entwickelt worden.
Welche Erfahrungen hast du seit Jahresbeginn gesammelt und was war das schönste Ereignis, das du mit Patreon verbindest?
Also ich bin ja tatsächlich genau am 01.01.2024 gestartet. Klar habe ich im Vorfeld im Dezember 2023 ganz viel vorbereitet, Kategorien eingerichtet, die Mitgliedslevel eingestellt u. s. w. Aber wirklich scharf geschalten habe ich es erst Neujahr. Und seit der Zeit habe ich tatsächlich nur positive Erlebnisse dadurch. Es gibt einiges an Rückmeldungen, was mich bestärkt.
Klar, der eine oder andere Unterstützer ist zwischenzeitlich aus privaten Gründen wieder abgesprungen oder hat seinen Mitgliedslevel runtergestuft – aber das ist normal. Man darf ja nie vergessen, dass die Unterstützer auch eine private Lebenssituation haben, und wenn die sich ändert, sei es aus Krankheit, sei es aus Arbeitslosigkeit, dann kann man so eine Unterstützung nicht immer aufrecht erhalten. Das ist auch absolut ok so. Aber bislang sind meine Unterstützer zufrieden mit mir.
Mein schönstes Ereignis war tatsächlich, als mein erster Unterstützer sich für den Büchersammler (gold) entschieden hat und damit ein Hardcover-Sammlerausgaben-Abo geordert hat. Das zeigte mir, dass mein Konzept nicht ganz falsch gewesen ist.
Was möchtest du in Zukunft mit deinem Verlag auf Patreon deinen Fans und Lesern ermöglichen?
Natürlich möchte ich die Ideen, die zu meinem Konzept gehörten fortführen. So erhalten meine Patreons bereits auf der kleinsten Mitgliedsstufe (Bücherfreund – 3 $/month) regelmäßige Einblicke in das Leben eines Kleinverlegers über das Verlegertagebuch.
Zudem führe ich mit meinen Autorinnen und Autoren einmal im Quartal für meine Patreons Exklusivinterviews durch. Im ersten Monat des Quartals dürfen die Mitglieder abstimmen, wen ich für sie interviewen soll. Im zweiten Monat dürfen sie dann Fragen für die per Mehrheitsentscheid ausgewählte Person stellen und im dritten Monat gebe ich die Fragen an die ausgewählte Person weiter und poste ihre Antworten.
Im November gab es dann den Mitschnitt der Halloween-Lesung direkt vom Lagerfeuer aus unserer Garageneinfahrt. Mindestens einmal im Quartal poste ich eine Geschichte von mir – mal ist es etwas Älteres, wie meine Kurzgeschichte „Schmerz“ von 2009, mal was Neues, wie das KI-Experiment, von dem es bereits 2 Teile gibt und das wohl genauso wenig jemals abgedruckt werden wird, wie meine Kurzgeschichte „Trennung“ von 2013.
Und wenn es dazwischen grade passt, schreibe ich eine Anekdote aus der Gründungsphase unseres Verlages zusammen, denn manche interessiert es tatsächlich, wie wir damals angefangen haben, als wir noch mit Leimtöpfchen und Presszwinge über die Veranstaltungen getingelt sind.
Für die Büchersammler silber (16 $/month) kommt dann noch jeden Monat eine aktuelle Taschenbuchausgabe aus dem Verlag dazu, für die Büchersammler gold (25 $/month) stattdessen eine Hardcoverausgabe (die Romane sind vom Autor signiert) aus dem Verlag dazu.
Die Bücherpaten (50 $/month) wären dann quasi die Büchersammler gold, nur mit namentlicher Nennung im Buch. Und der Buchmäzen (einmalig 189 $) bucht damit eine Privatlesung mit mir über 2 Stunden.
Ich denke, dass in Zukunft sicher auch noch einige Neuerungen dazukommen werden. Je mehr Unterstützer ich auf diese Weise bekomme, desto mehr exklusiven Content kann ich meinen Patreons natürlich auch zur Verfügung stellen. Da ist noch verdammt viel Spiel nach oben.
Vielen Dank Torsten, dass du einen interessanten Einblick in das erste Jahr deines Verlages bei Patreon gegeben hast. Sicher wird in Zukunft der eine oder andere kleine Buchbranchenteilnehmer auch dort zu finden sein, der seine Fans begeistert.